Gazelle Magazin, 3. Dezember 2011
Buchbesprechung: „Fremde Heimat Deutschland – Leben zwischen Ankommen und Abschied“
Überfremdung, Angst vor dem Verlust der kulturellen Identität und der Bildung von Parallelgesellschaften. Wer kennt sie nicht, die Schreckgespenster, die Deutschland in wilde Diskussionen über Migration und Integration verstricken.
Von Anne Moll
Wieder neu entfacht im Jahr 2010 durch das Buch von Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“.
Dieses Buch hat aber nicht nur negative Auswirkungen auf die Debatte um Migration, nein, es hat auch dafür gesorgt, dass viele mit Zuwanderungsgeschichte das Gefühl bekommen haben etwas richtig stellen zu müssen um dafür zu Sorge zu tragen, dass das heikle Thema „Einwanderung“ endlich aus einer anderen Perspektive gesehen wird.
Murat Ham, der gebürtige Braunschweiger mit türkischen Wurzeln ist Diplom-Politikwissenschaftler und ausgebildeter Journalist und hat gemeinsam mit Angelika Kubanek, die am englischen Seminar der Universität in Tschechien lehrt und aus dem sogenannten Sudetendeutschland stammt, ein interessantes und lehrreiches Sachbuch über die „Fremde Heimat Deutschland“ und ein „Leben zwischen Ankommen und Abschied“ verfasst, welches im ibidem-Verlag erschienen ist und auf eine sehr persönliche Art dazu beiträgt Migration mit anderen Augen zu betrachten.
Mutmacher
Das Buch beleuchtet in vier Teilen ganz verschiedene Geschichten und Schicksale von Menschen, die entweder ihre Heimat verlassen haben um nach Deutschland zu kommen, oder die zu den zahlreichen Rückwanderern gehören, die Deutschland verlassen um in das Land ihrer Eltern zurück zu kehren. Es schafft durch viele Interviews einen erstaunlichen, emotionalen Bezug zwischen dem Leser und den Menschen um die es sich dreht. Bei der Lektüre wird man sich wundern auf welch unterschiedliche, aber doch verwandte Weise Menschen ein Leben zwischen- bzw. in zwei Kulturen empfinden, vor allem wenn sie aus so unterschiedlichen Ländern stammen, wie die im Buch Vorgestellten. Vom einfachen Arbeiter bis zum Intellektuellen aus drei Generationen ist alles vertreten.
Das Buch „Fremde Heimat Deutschland – Leben zwischen Ankommen und Abschied“ von Murat Ham und Angelika Kubanek ist ein fantastischer Weg um einen ganz anderen und neuen Einblick in die Welt von Menschen mit dem berühmt berüchtigten Migrationshintergrund zu erhalten und um Vorurteilen entgegen zu wirken. Außerdem kann es mit Sicherheit dem ein oder anderen Zugewanderten, helfen, wie er mit seiner Situation umgehen sollen Mut machen und neue Wege aufzeigen. Obwohl das Buch unter der Rubrik Sachbuch läuft, hat es eine romanähnliche Wirkung auf den Leser. Die Autoren schaffen es, eine persönliche Bindung zwischen dem Leser und den „Protagonisten“ entstehen zu lassen und das nicht zuletzt durch wirklich gut geführte Interviews.